von Wolfgang G. Rauneker Owingen |
Nur 5 km nördlich von Überlingen und 100 Meter über dem Bodensee liegt nahe dem Überlinger Teilort Andelshofen der "Neuweiher", im Volksmund "Andelshofer Weiher" oder kurz "Andele" genannt. Dieser See wurde in den Zwanziger Jahren als Wasserspeicher für die Stromerzeugung angelegt und wird in dieser Form bis zum heutigen Tag verwendet: Das Wasser des Weihers wird von einer alten Turbine beim Überlinger Mantelhafen genutzt, um mehrmals pro Woche Elektrizität zu erzeugen ("Grüne Turbine"). Neben seiner Bedeutung als beliebter Angelplatz für Sportfischer aus Überlingen und Umgebung, ist der Weiher ein wichtiger Laichplatz für unsere heimischen Lurche, zu deren Schutz jährlich im Frühjahr Krötenzäune aufgestellt werden müssen. | ![]() |
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Seine besondere Bedeutung hat das Andele aber als Brutrevier und
Rastplatz von zahlreichen teilweise seltenen Vogelarten.
Als besonders wertvoll erweisen sich hierbei die Schilfflächen im
Westen und Norden sowie die kleine Insel in der Mitte des Sees.
Zu jeder Jahreszeit kann der Naturfreund hier interessante Beobachtungen machen und
so ist es nur vernünftig, daß ein großer Teil der Seefläche und
die Schilfzonen unter Schutz gestellt wurde.
Doch das Kleinod ist in Gefahr: Durch den Bau der B31 NEU von Stockach nach Überlingen wird in unmittelbarer Nähe des Weihers das Gelände massiv verändert; später ist mit stark steigendem Verkehr und entsprechender Umweltbelastung zu rechnen. Hoffen wir dennoch, dass uns das "Andele" noch lange als ein Ort der Begegnung mit der Natur und der stadtnahen Erholung erhalten bleibt. |
März 2007 |
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Nach einem relativ milden Winter treffen im Laufe des Monats alle Vogelarten ein, die zur Stammbesatzung des Andelshofer Weihers gehören. Dort wo vor einem Jahr noch eine geschlossene Eisdecke den See bedeckte tummeln sich nun Einheimische und Gäste. Auf der Insel haben einige der gut 100 Graugänse mit der Brut begonnen. Insgesamt sind zur Zeit sogar 5 Gänsearten anzutreffen: Neben den Graugänsen, die hier seit etwa 1990 brüten, kann man 4 Rostgänse, 1 Streifengans, 1 Saatgans und 1 Nonnengans beobachten; auch einige Entenarten sind vertreten: Ein Dutzend Stockenten, 3 Paar Reiherenten, einige Tafelenten und vor allem einige der herrlichen Kolbenenten, die vereinzelt auch hier brüten. Ende des Monats stossen noch 20 Krickenten dazu. |
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Bis zu 60 Kormorane bevölkern die Insel; zusammen mit den mehr als 20 Gänsesägern stellen sie das Hauptkontingent der Wintergäste. Zur Stammbesatzung des Weihers gehören auch ein Dutzend Graureiher und etwa doppelt so viele Haubentaucher; zu den Graureihern stossen in letzter Zeit immer wieder auch Silberreiher, von denen bis zu 8 im Lauf des Monats beobachtet werden. Am 27. findet sich sich auch ein Flußregenpfeifer ein, eine Art, die hier auch schon erfolgreich gebrütet hat. |
April 2007 |
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Am 6. d. M. segelt ein Weißstorch
über den Weiher. Inzwischen sind die ersten Gänseküken
geschlüpft und mindestens 6
stolze Elternpaare bugsieren ihre 1+3+4+4+5+6 Jungen vorsichtig über
den See. Der Flussregenpfeifer
ist leider weitergezogen, vielleicht war ihm das Treiben auf der Insel
zu lebhaft; seinen Platz hat ein Flußuferläufer
eingenommen, der am Ufersaum nach Nahrung sucht. Die Lachmöven
haben ihre Brutreviere besetzt und wie immer um diese Zeit wird kräftig
gestritten, gebalzt und kopuliert. Zwischendurch attackieren sie 2 Paare
der Mittelmeermöven,
die eigentlich auch schon Stammgäste am Andele sind.
Der Höhepunkt des Monats ist sicherlich der 22., an dem ich nicht nur die ersten 6 Zwergmöven, sondern auch einen durchziehenden Fischadler beobachte, der nach einem vergeblichen Stossversuch in der Thermik kreisend hochsteigt und schnell nach Nord-Osten weiterzieht. |